HAmburger Abendblatt

Brasserie La Provence:
Bon appètit, Hambourg!

Essen wie Gott in Ottensen: 
Die "Brasserie La Provence" versetzt Frankreich in die Eulenstraße

HAMBURGER ABENDBLATT 10.12.2012

Es soll Menschen geben, die in Ottensen wohnen und die Brasserie nie wahrgenommen haben. Sie ist nicht laut wie ein stolzer Pfau, sondern schmiegt sich ins Straßenbild, als sei sie schon seit Jahrzehnten an Ort und Stelle. Tatsächlich haben Stephan Hippe und Boris Krivec ihr kleines Stück Südfrankreich aber erst 2005 eröffnet – aus Leidenschaft.

Gastronomen waren vorher beide nicht. Krivec ist Jurist samt Doktortitel, den er gern verschweigt; Hippe ist Schauspieler und seit früher Kindheit sehr häufig in Südfrankreich, in der lavendel- und pinien-duftenden Gegend zwischen Grasse und Cannes. Dort lernte er auch das kulinarische Handwerk, bei Nicolas Polverino, dem Sohn von Picassos Haushälterin, in dessen provencalischem Restaurant.

Längst sind die Polverinos zur Wahlfamilie für Hippe und Krivec geworden, wann immer sie Zeit haben, reisen sie dorthin. Und immer bringen sie Wein und Olivenöl mit, gern auch Schnäpse. Solche, die es sonst in Hamburg nirgends gibt, aus Eberraute etwa. Er brennt ein wenig auf der Zunge, ist beinah cremig und ein guter Abschluss. Zwischendrin wäre er eine Sünde, da sonst gleich der Geschmack weg wäre von der milden Ziegenkäsetarte (9 Euro) oder von der Enten-Paté (9 Euro), die ist robust-raffiniert. Glanzstück der Karte aber ist die Bourride (18 Euro), die kräftige Verwandte der Bouillabaisse. Sie kommt mit ordentlich Einlage, mit Rotbarbe, Steinbeißer, Scampi und Tintenfisch, und hätte auch allein schon Überzeugungskraft mit ihrem würzig-runden Geschmack.

Dazu gibt's was zum Spielen: Rosmarincroutons und Rouille, deren Knoblauchnote einen nicht erschlägt, sondern eben an Südfrankreich erinnert.

Dazu ein Wein, gern auch ein roter, die Fischsuppe ist kein schwacher Gegner. Oder ein Rosé vom Weingut Chateau St. Martin in Taradeau (0,75 l, 28 Euro). Die Flasche ist so schön, dass man sie hinterher nicht ins Altglas werfen, sondern eine Blume hineinstellen möchte. Überhaupt die Weine: Hippe und Krivec im- portieren selbst und kalkulieren fair, da passt eine zweite Flasche ins Budget. Länger sitzen bleiben möchte man ohnehin. Weil schließlich auch noch ein Dessert dazugehört, eine Crème brûlée mit Lavendel (7 Euro) vielleicht. Oder ein Schokoladenküchlein mit flüssigem Kern (8 Euro), schon wegen der Crème Anglaise, auf dem es thront.

Und selbst wenn alles aufgegessen ist: Dann ist eben Zeit zu schwelgen – und die Lampen des rot gehaltenen, mit kühlen Schwarz-Weiß-Fotografien verzierten Restaurants zu bewundern. Solche hätten die Inhaber gern gekauft, nachdem sie ähnliche in New York sahen. Da es sie nicht gab, hat Hippe sie selbst gebaut. Auch jedes Bild besitzt eine Geschichte, sogar der Tresen: Darin steckt eine alte Tür. Der Vorbesitzer hat sie mangels Holz vor vielen Jahren dort verbaut.

So ist die Brasserie ein wunderbares Restaurant. Mit der guten, sonnigen Küche Frankreichs und zwei Besitzern, die ihren Gästen ohne Tand, aber mit viel Lebensfreude ein gutes Gefühl geben.


Bonjour in Ottensen
Die neue Brasserie La Provence überzeugt in jeder Hinsicht
 

Ich kann kochen!" ruft eine Französin mit Bubikopf auf dem Buchdeckel des Kochbuches aus. Das Werk - Stephan Hippe hat es in Nizza auf dem Flohmarkt entdeckt - hängt unter Glas an der Wand in der neueröffneten Brasserie La Provence in Ottensen. Stephan hat sich die Überzeugung der Dame zu eigen gemacht und sich damit einen alten Traum erfüllt: das eigene Restaurant. 

Dabei hat der 39jährige einen Beruf, der für andere einen Traum darstellt: Er ist Schauspieler und stand noch bis vor kurzem auf der Bühne. Aber nach 15 Jahren Schauspielerei war die Zeit reif für eine Veränderung. Stephan hatte das Glück, bei seinen regelmäßigen Aufenthalten in Südfrankreich über Jahre hinweg einem Koch über die Schulter gucken zu dürfen. Der alte Herr führte in Mougin - Picassos letztem Wohnort - über 25 Jahre ein Restaurant und hat seinem jungen Freund aus Deutschland manches Geheimnis der traditionellen provenzalischen Küche anvertraut. 

Die Karte bietet von Dienstag bis Sonnabend je einen Klassiker der französischen Küche, von Boeuf Bourgignon über Légumes farcies - mit Hackfleisch und Kräutern gefülltes Gemüse, das im Ofen gratiniert wird -, Coq au vin, Poisson la Bouillabaisse bis zur Entenbrust mit Orangensauce. Wer sich mit dem Tagesgericht (je 11 Euro) nicht anfreunden kann, hat darüber hinaus die Wahl zwischen Steak & Frites oder Pasta mit frischem Pesto. 

Erwartungsfroh betreten wir an einem Sonnabed das Lokal: Die Wände sind in warmem Rot gehalten, Bistro-Tische, Spiegel und ausgesuchte Plakate vervollständigen das sehr französisch wirkende Ambiente. Die Vorspeisen - Salat mit warmem Ziegenkäse, hausgebeizter Lachs, eine Tomatentarte - sorgen für zufriedene Gesichter. Dann kommt die Entenbrust: rosa gebraten und ergänzt mit einer dunklen Orangensauce, ein Konzentrat aus Aromen. Die zarten, leicht karamelisierten Mairübchen bilden dazu einen schönen Kontrast. 

Ja, möchte man dem Chef de Cuisine bestätigen: Er kann kochen, und zwar wie ein Franzose. Aber Stephan ist schon wieder in der Küche verschwunden, um die Desserts vorzubereiten. Angesichts der großartigen Weine zu sehr kleinen Preisen (die Flasche "Les Rougian" für 13 Euro) kann man hier einen genußvollen Abend à la française verbringen. Wer reserviert, bekommt den Aperitif übrigens gratis. 

CORNELIA WEND

Hamburger Abendblatt 06.05 200
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DIE SPEERSPITZE FRANKREICHS10k
Hamburger Abenblatt 04.11.2010

Es sieht aus, als stecke ein Speer im Rücken des Lammes, das auf dem roten Schild von dem Schriftzug "Brasserie La Provence" eingerahmt ist. Das sieht ein bisschen brutal aus. Hinter den Fensterscheiben der Ottenser Brasserie in der Eulenstraße aber geht es an diesem Abend ausgesprochen friedlich zu. Kerzenschein dringt nach draußen, der Laden ist gut gefüllt und bietet nun viel mehr Platz: Nach einem aufwendigen Umbau bei laufendem Betrieb feiert das französische Restaurant Wiedereröffnung. Ganz neu ist ein kuscheliges Séparée und ein kleiner Wintergarten mit Blick ins Grüne.

"Nach mehr als fünf Jahren war es einfach mal Zeit für eine Auffrischung", sagt Küchenchef und Mit-Besitzer Stephan Hippe. Die Wände sind in einem kräftigen Rot gehalten, die Holztheke ist tiefschwarz. Bistrotische, leise Chansonmusik. Stimmungsvoll.

Gelernt hat Stephan Hippe das Kochen in Südfrankreich. Dort lebt der frühere Theater- und Filmschauspieler während der Schulferien auch mit seinem Geschäfts- und Lebenspartner Boris Krivec. Beruhigend: Das Lamm auf dem Restaurantlogo wird gar nicht von einem Speer durchbohrt! Boris Krivec erklärt: "Es ist das Zeichen der Kreuzzüge. In der Provence ist dieses Lamm mit Standarte überall zu sehen."  


„Fischkunst in der Brasserie La Provence

Unter dem Titel "Die Fische sind los" veranstaltet die noch junge, aber vielgerühmte Brasserie La Provence in Ottensen einen vielversprechenden Themenabend: am 23. Oktober ab 18 Uhr stellt die Hamburgerin Anne Böddeker ihre Fischporträts aus. Die Künstlerin ist besonders fasziniert von dem aufwendigen Verfahren der Radierung. Ihre silbrig-grün schillernden Sardinen oder der einsame Shrimp laden zu intensiver Betrachtung ein.

Küchenchef Stephan Hippe hat dazu ein herbstliches Fischmenü kreiert (wird ab 19.30 Uhr serviert, 35 Euro inklusive Aperitif): Maronensuppe mit Crevetten, hausgebeizte Lachsforelle, gefüllte Tintenfischtuben, Doradenfilet auf Sahnekraut und Trauben und zum süßen Schluß Schokoladencreme mit Briochewaffel. Eine Lesung mit poetischen Meerestexten von Pablo Neruda rundet den Abend ab. Ein Fischteller mit Kostproben des Menüs wird während der Ausstellung serviert. Bevor die Fische wieder eingefangen werden (beziehungsweise die Bilder vielleicht den Besitzer gewechselt haben) wird zur Finissage am 13.11. noch einmal das Spezial-Menü serviert. Die baldige Reservierung ist für beide Abende dringend angeraten”. Cowe

Hamburger Abendblatt erschienen am 18. Oktober 2005


Endlich ein Franzose!
Das hat Ottensen noch gefehlt: die neue Brasserie La Provence


Endlich: Mit der Brasserie La Provence an der Eulenstraße hat Ottensen nun auch "seinen" Franzosen. Stephan Hippe (39) - sein erster Beruf ist Schauspieler, noch bis vor kurzem stand er auf der Bühne - möchte mit seinem hübschen Lokal "ein Stück Frankreich nach Hamburg bringen". Das ist ihm gelungen, und jeder Liebhaber der regionalen französischen Küche dürfte beglückt sein über die Tagesangebote wie Coq au vin (Donnerstag) oder Entenbrust in Orangensauce (Sonnabend) à la façon de Stephan. Die Gerichte sind mit 11 Euro angemessen und fair kalkuliert. 

Auch hervorragende Weine werden hier ausgeschenkt - und das zu nachgerade sensationellen Preisen. So kostet die Flasche Les Rougian lediglich 13 Euro. 
Brasserie La Provence Di-So ab 18.00, Eulenstraße 42 (MetroBus 1, Bus 115), T. 30 60 34 07; Internet: www.brasserielaprovence.de cowe

Hamburger Abendblatt April 2005